29.05.2024 | Aktualisiert am 07.08.2024 | Lesezeit: 5min
Wie aus Strom Kunst wird
Die Freilichtspiele Luzern stehen für sommerliches Theaterspektakel an spektakulärer Lage. Damit der diesjährige «Sommernachtstraum» bei der Villa Schröder in Erfüllung geht, müssen viele Faktoren zusammenspielen. Regisseur Ueli Blum und Cheftechniker Adrian Schnee verraten, was es alles braucht, um die Freilichtspiele ins richtige Licht zu rücken – und welche Rolle ewl dabei spielt.
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Text Daniel Schriber
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Bilder Romana Schönauer Spezialistin Marketingkommunikation/Content Management
Inhalt
Vom 4. Juni bis am 14. Juli verwandelt sich die Villa Schröder im Luzerner Tribschenpark zur grossen Open-Air-Theaterbühne. Mit dem Stück «Ein Sommernachtstraum», das von den Gebrüdern Ueli und Adi Blum frei nach William Shakespeare inszeniert wird, steht eine klassische Komödie auf dem Programm (siehe grüne Box). «Inmitten zweier Tribünen erlebt das Publikum vor der malerischen Villa Schröder eine Aufführung voller Magie und Musik», verspricht Ueli Blum, der seit bald 40 Jahren als Regisseur, Schauspieler und Autor tätig ist.
«Je später die Stunde, desto stärker wirkt das Licht»
Damit an der Premiere der Strom nicht plötzlich ausgeht, unterstützt ewl die Freilichtspiele Luzern nicht nur finanziell, sondern auch mit temporären Anschlüssen für Wasser und Strom. Insgesamt kommen rund 1,5 Kilometer Strom-, Daten- und Audiokabel zum Einsatz. Und auch sonst gibt es vor und während den Aufführungen viel zu tun. Ein Beispiel dafür ist die Lichttechnik: Während sich die Beleuchtung bei einem klassischen Theater akribisch genau steuern lässt, ist das Freilichttheater stark von den äusseren Bedingungen abhängig. Das fängt damit an, dass die Vorführungen jeweils bei Tageslicht beginnen und erst in der dunklen Nacht enden. «Je später die Stunde, desto stärker wirkt das Licht», erklärt Adrian «Adi» Schnee.
Der 46-Jährige ist beim Luzerner Unternehmen für Event- und Medientechnik auviso als Projektleiter Events tätig ist und bei den Freilichtspielen für die komplette Lichtgestaltung verantwortlich – vom Lichtkonzept über das Einleuchten bis hin zu den Aufführungen. «Das Licht ist ein wichtiger Bestandteil, um gezielte Emotionen hervorzuheben oder zu unterstreichen», betont Adi Schnee. Dies etwa dann, wenn im Wald neben der Bühne eine gruslige Szene gespielt wird. «Je dunkler es wird, desto effektvoller können die Waldgestalten inszeniert werden.»
Solche ‹Hier-und-jetzt›-Momente gibt es sonst wohl nur im Sport.
Je mehr Sonnenstrahlen, desto mehr Kunstlicht
Auch Regisseur Ueli Blum mag die besondere Ausgangslage der Freilicht-Produktion. «Während der Himmel an einer Aufführung bedeckt ist, sorgt am nächsten Abend die Sonne für einen spektakulären Sonnenuntergang.» Überhaupt wirke die Sonne oftmals wie ein zusätzlicher Scheinwerfer. «Einer, den wir uns sonst nicht leisten könnten», sagt Blum lachend. Auch darüber hinaus hat die Sonne Auswirkungen darauf, wie das Licht wirkt – und wie die Technik eingesetzt wird. Adi Schnee nennt ein Beispiel: «An grauen, bewölkten Tagen fahren wir eher tief mit dem Licht. Strahlt hingegen die Sonne, braucht es mehr Kunstlicht, um einen Effekt zu erzielen.» Die hochwertige (und teure) Technik macht es möglich, dass die Verantwortlichen vor Ort auf jedes Szenario reagieren können.
Nebst dem Licht spielen auch andere Faktoren eine Rolle: «Wenn starker Wind herrscht und die Blätter im Wald nebenan rascheln, sorgt dies führ eine Atmosphäre, die sich nicht planen lässt. Und den Vögeln können wir auch nicht befehlen, wann sie pfeifen sollen und wann nicht», so Ueli Blum. Das Spontane, das Ungeplante, solche «Hier-und-jetzt»-Momente, wie sie der Regisseur nennt: «Das gibt es sonst wohl nur noch im Sport.»
Die Details machen den Unterschied
Bei der Erstellung des Lichtkonzepts arbeiten der Regisseur und die Technik Hand in Hand. «Bevor wir mit der technischen Planung beginnen, lese ich mich in das Stück rein», erklärt Adi Schnee. So erhält er eine Vorstellung über die verschiedenen Szenen und Atmosphären des Stücks. Anschliessend geht es darum, die rund 60 Scheinwerfer an den passenden Stationen zu installieren. Bei der Umsetzung des Lichtplans geht es oftmals um Details: «Bezüglich der Atmosphäre macht es beispielsweise einen grossen Unterschied, ob das Licht langsam und fast unmerklich wechselt, oder ob eine neue Stimmung mit einem Knall eingeführt wird», so Adi Schnee. Während der Aufführungen werden die Scheinwerfer von Stellwerkerinnen und Stellwerker der Freilichtspiele am Stellwerkpult bedient. Dass das heute digital und vollautomatisch abläuft, versteht sich von selbst.
«Jede Aufführung hat ihren eigenen Rhythmus»
Lichtchef Adi Schnee freut sich bereits auf die Uraufführung. Wenn alles glatt läuft, wird er den Abend entspannt als Zuschauer verfolgen können. «Wenn ich an der Premiere noch arbeiten muss, haben wir ein grundlegendes Problem», sagt er und lacht. Auch für Regisseur Ueli Blum ist die Premiere «immer ein spezieller Moment», wie er verrät. «Bis zur Generalprobe gehört das Stück mir, danach übernehmen die Schauspielenden und das Publikum.» Dank der besonderen Umgebung und vielen äusseren Einflüssen laufe jeder Abend etwas anders ab. «Jede Aufführung hat ihren eigenen Rhythmus», sagt Ueli Blum. «Und genau das macht das Freilichttheater so einzigartig und magisch.»
Zum Theaterstück
In Shakespeares bekanntester Komödie verschmelzen Traum und Wirklichkeit: Während am Tag die Vernunft das Zepter führt, finden nachts die unterdrückten Gefühle und Triebe ihren Ausdruck. Im Stück «Der Sommernachtstraum» wird geliebt, gehasst, verfolgt, gekämpft, verzaubert und entzaubert. Ein humorvolles Spiel, das lustvoll verborgene Sehnsüchte, Liebe und Eifersucht präsentiert. Mehr Infos: https://www.freilichtspiele-luzern.ch Link öffnet in neuem Fenster.
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