Energielösungen

27.11.2020 | Aktualisiert am 08.08.2024 | Lesezeit: 3min

Wenn aus Wasser Energie wird

Im Kraftwerk Obermatt unterhalb der Gemeinde Engelberg spielt Wasser die Hauptrolle. Nur wenn dieses fliesst, kann hier Strom produziert werden. Im Winter ist das Wasser zum Teil gefroren. Stefan Illi und sein Team haben aber trotz der Eiseskälte alle Hände voll zu tun.

  • Text Sarah Schuhmacher
  • Fotos Pascal Berger

Einige hundert Meter, bevor man das Dorf Engelberg erreicht, zweigt eine kleine Nebenstrasse rechts ab zum Kraftwerk Obermatt. Seit über 100 Jahren wird hier, auf rund 700 Metern über Meer, Wasserkraft in Strom umgewandelt. Vom Eugenisee in Engelberg führt das Wasser durch den Druckstollen horizontal zum Wasserschloss, von wo es durch massive Druckrohre über 300 Meter in die Tiefe stürzt. Direkt zu den drei von Wasserturbinen angetriebenen Maschinengruppen, die sich im denkmalgeschützten Kraftwerk befinden. Zu Spitzenzeiten erzeugen alle drei Generatoren zusammen bis zu 820’000 Kilowattstunden Strom pro Tag. Im Jahr sind das rund 135 Millionen Kilowattstunden Strom, was gut einem Drittel des Stromverbrauchs der Stadt Luzern entspricht.

Petrus gibt den Takt an

«Zu Spitzenzeiten» heisst, wenn viel Wasser vorhanden ist. Schneeschmelze und starker Regen bedeuten für die vier Mitarbeitenden im Kraftwerk Obermatt viel Körpereinsatz an der frischen Luft. «Unsere Aufgabe besteht zum einen darin, dass das Wasser in den See fliesst, und zum anderen halten wir die Maschinen für die Stromproduktion verfügbar», erklärt Stefan Illi, der das Kraftwerk seit 2014 leitet. «Bei hohem Niederschlag braucht es uns vor allem draussen, egal bei welchen Temperaturen. Wenn die Zuflüsse, die den Eugenisee versorgen, viel Wasser führen, werden Schutt, Holz oder massive Steinbrocken mitgeführt, was die Wasserläufe verstopfen kann.» Im Herbst hat Illis Team zudem mit Unmengen von Laub zu kämpfen. Mit den notwendigen Hilfsmitteln, oftmals jedoch nur von Hand, werden die Zuflüsse dann von störendem Material befreit – auch bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Und wenn nötig sogar per Ski.

Während der Wartungen in der Halle kann die Temperatur bis auf vier Grad herunterkühlen.

Gut vor Kälte geschützt

«Solange die Engelberger Aa und der Erlenbach, die den Eugenisee mit Wasser speisen, nicht gefroren sind, ist die Stromproduktion gewährleistet», sagt Illi. Im Winter wird aber deutlich weniger Strom produziert: im Schnitt noch etwa 150'000 Kilowattstunden pro Tag. Die Zeit ab Januar kann dann genutzt werden, um die Maschinen zu warten. Aber auch in der Maschinenhalle müssen sich die Männer gut vor Kälte schützen. «Es ist keine Seltenheit, dass wir Wartungsarbeiten bei kühlen vier Grad ausüben müssen. Es kann sogar vorkommen, dass die alten Glasfenster in der Halle mit Eisblumen übersät sind», berichtet Illi. Obwohl ihm die kalte Jahreszeit lieber ist als die sommerliche Hitze, gibt er zu, dass die Arbeiten an den Maschinen in der Kälte herausfordernd sind: «Wenn die meterhohen Kolosse aus ihren Mulden gehoben werden, entsteht vom Unterwasser ein starker Durchzug. Das wird dann eine ziemlich frostige Angelegenheit», sagt Illi.

Ein zuverlässiger Energielieferant

Diese und andere Herausforderungen sind es aber gerade, die Stefan Illi und seine Kollegen bei der täglichen Arbeit anspornen. Dank dem breiten Erfahrungsschatz und den jeweiligen Stärken der Mitarbeitenden ergänzt sich das Team in der Obermatt ideal und sorgt über das ganze Jahr hinweg engagiert dafür, dass die Stadt Luzern und das Dorf Engelberg zuverlässig mit Strom versorgt werden.

Zur Person

Stefan Illi ist seit 6 Jahren bei ewl tätig. Der 57-jährige lebt in Stansstad und ist ein begnadeter Skifahrer. Er ist studierter Maschineningenieur FH mit Nachdiplomstudium in Betriebswirtschaft. Seit 2014 leitet er das vierköpfige Team im Kraftwerk Obermatt.

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