Energielösungen

17.07.2024 | Aktualisiert am 13.08.2024 | Lesezeit: 6min

Wasser sparen – aber richtig

Müssen wir Wasser sparen? Hat es zu wenig? Was ist wirklich gut für die Umwelt und wie soll ich meinen Garten giessen? Hier finden Sie hilfreiche Tipps und den Faktencheck fürs Trinkwasser in der Stadtregion Luzern.

  • Text Alain Brunner Medienverantwortlicher für Strom, Wasser, Unternehmen
  • Bilder ewl

Trinkwasser ist unsere Lebensgrundlage. Wir haben gelernt, sorgsam damit umzugehen. Doch oft meinen wir, mit dem Wassersparen etwas Wertvolles für die Umwelt zu tun – «ohne, dass es weh tut» – und buchen mit gutem Gewissen die nächste Flugreise … Oder fahren täglich allein mit dem Auto zur Arbeit … Oder vergessen, das Sparprogramm beim Geschirrspüler einzuschalten. Alltag.

Luxusleben im Wasserschloss Schweiz

Wenn es konkret um das Thema Wassersparen geht, lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Gemäss den Zahlen des Schweizerischen Vereins des Gas- und Wasserfaches (SVGW) ist sparen in der wasserreichen Schweiz von begrenztem Nutzen. Die Schweiz gilt als «Wasserschloss Europas». Aber wollen wir es uns mit diesem Privileg wirklich bequem machen, während andere Länder in der Sommerhitze unter Wassermangel ächzen?

Zuerst die Fakten:

  • Wir verfügen in der Schweiz über reiche Wasserressourcen. Im Normalfall müssen wir kein Wasser sparen. Wir nutzen gemäss SVGW vom jährlichen Niederschlag nur 1.6 Prozent als Trinkwasser – Haushalte sogar weniger als 1 Prozent.
  • Mengenmässig haben wir also einen sehr nachhaltigen Umgang mit Wasser. Das heisst: Sparbemühungen beim Frischwasser sind zwar oft gut gemeint, aber hierzulande ökologisch vernachlässigbar.

Bösewicht: «virtuelles Wasser»

Wasser ist ein lokales Thema. Wenn wir es aber global betrachten, wird es schwieriger. «Zwar nehmen wir der Bevölkerung in den trockenen Weltregionen direkt kein Wasser weg. Das Wasser, das wir zum Trinken, Kochen, Duschen oder Baden nutzen, ist nur ein sehr kleiner Teil der tatsächlich verbrauchten Wassermenge», erklärt Claudio Ganassi, Leiter Betrieb Trinkwasser bei ewl.

Die Krux ist: Viel mehr Wasser steckt in den von uns täglich konsumierten Nahrungsmitteln; in den Kleidern, die wir tragen oder in den Gebrauchsgegenständen, die uns das Leben vereinfachen. Der SGVW nennt dies «virtuelles Wasser». Damit ist die gesamte benötigte Wassermenge gemeint, ehe ein bestimmtes Produkt beim Verbraucher bzw. bei der Verbraucherin ankommt.

Je mehr Wasser bezogen wird, desto kürzer weilt das Trinkwasser in den Leitungen und desto frischer kommt es beim Konsumenten an.
Claudio Ganassi
Leiter Betrieb Trinkwasser

Wie viel Wasser brauchen wir?

Mit allem Drum und Dran, inklusive der lokalen Wassergewinnung, konsumieren wir so rund 4500 Liter Wasser pro Person – täglich. 65 Prozent des Wasserverbrauchs stecken laut SVGW in den Nahrungsmitteln, 30 Prozent in den Industrieprodukten, aber weniger als 3,5 Prozent kommen aus unserer Trinkwassergewinnung. Virtuelles Wasser werde laut SVGW zum grossen Teil importiert, oft aus wasserarmen Regionen.

Zum Vergleich: beim reinen Trinkwasserverbrauch in den Haushalten kommen wir auf 142 Liter pro Tag. Was im Einzelnen wie viel Wasser braucht, sieht man so:

  • Duschen mit Sparbrause: bis zu 72 Liter pro Dusche
  • Vollbad: zwischen 80 und 120 Liter
  • Tropfender Wasserhahn: bis 20 Liter pro Tag
  • Waschmaschine: 35 bis 110 Liter pro Waschgang
  • Geschirrspüler: 8 bis 15 Liter pro Waschgang
  • WC-Spülung: Kurzspülung 3 Liter, Vollspülung 9 Liter

Der grösste Wasserverbraucher ist die Toilettenspülung. 40 Liter Trinkwasser benötigt jede Person in der Schweiz dafür täglich. Darauf folgt das Baden und Duschen, wobei Duschen nur zirka halb so viel Wasser benötigt wie ein Bad. Im Badezimmer fällt zusammengefasst mehr als die Hälfte des Wasserverbrauchs von Haushalten an.

In der Tendenz ist die gesamte Wasserabgabe übrigens pro Kopf seit 1985 um 25 Prozent zurückgegangen. Rein beim Wasserverbrauch im Haushalt ging der Wasserbedarf wegen besseren Geräten von 182 auf 142 Liter pro Tag zurück.

Was können wir tun?

Wie erwähnt, liegt der Grossteil des Wasserverbrauchs versteckt (oder virtuell) in Nahrungsmitteln und Industrieprodukten. Was können wir also tun, um mit Wasser umweltschonend umzugehen?

  • Hahnenwasser trinken: Trinkwasser ist ein beispielhaft nachhaltiges Produkt. Es ist 450- bis 1000mal umweltfreundlicher als ausländisches Mineralwasser bei vergleichbar hoher Qualität, gemessen am CO2-Ausstoss.
  • Gemüse und Obst saisonal und aus der Region zu konsumieren statt aus wasserarmen Regionen importieren.
  • Mehr Gemüse und Getreide statt Fleisch zu konsumieren. Die Fleischproduktion erfordert ein Vielfaches mehr an Wasser als die Produktion pflanzlicher Nahrungsmittel.
  • Fleisch aus der Region zu konsumieren statt billigeres Fleisch aus wasserarmen Regionen importieren.

Der tägliche Bedarf an mineralischen Bestandteilen kann weder durch Trinkwasser noch durch Mineralwasser vollständig gedeckt werden. Der Bedarf wird durch eine ausgewogene Ernährung sichergestellt. «Um beispielsweise die Kalzium- und Magnesiumzufuhr ausschliesslich über Mineralwasser oder mineralstoffreiches Trinkwasser sicherzustellen, müssten im Durchschnitt rund 6 Liter Wasser pro Tag getrunken werden», erklärt Claudio Ganassi. Woher das Luzerner Trinkwasser stammt, wie die Qualitätssicherung des Luzerner Trinkwassers funktioniert und wie die Werte der Mineralien im Detail sind, ist auf unserer Webseite aufgeführt.

Wie soll ich meinen Garten giessen?

Dass wir nicht Wasser sparen «müssen», heisst nicht, dass wir nicht sorgsam mit dem Wasserverbrauch umgehen können. Nur schon, wenn wir uns folgende Informationen des SVGW vor Augen führen:

  • Spart man jeden Tag 1 Liter Trinkwasser ein, so kann man Ende Jahr mit der eingesparten Energiemenge einen Kilometer Auto fahren.
  • Wird pro Tag einmal weniger die WC-Spülung betätigt, spart man täglich rund 3 bis 9 Liter Wasser ein. Das entspricht Ende Jahr einer Distanz von 3 bis 9 Kilometern Autofahren.
  • Trinkt man pro Tag statt einem Liter ausländisches Mineralwasser einen Liter Hahnenwasser, so kann man Ende Jahr mit der eingesparten Energiemenge rund 1000 Kilometer Auto fahren.

In den Sommermonaten besteht besonders viel Sparpotenzial beim Giessen der Pflanzen. Es macht Sinn, sich die folgenden Tipps zu Herzen zu nehmen:

  • Sparsam giessen: Der beste Zeitpunkt zum Giessen ist in den frühen Morgenstunden. Dann ist es noch kühl und die Verdunstung gering.
  • Regenwasser sammeln: Das Regenwasser fällt gratis vom Himmel. Man gewinnt wertvolles Wasser für den Garten und unterstützt gleichzeitig den natürlichen Wasserkreislauf.
  • Wasser im Boden speichern: Man nutzt nach Möglichkeit Tropfschläuche statt Sprüher oder Rasensprenger. Tropfschläuche bewässern gezielt und benötigen weniger Wasser. Eine ordnungsgemässe Installation einer geeigneten Sicherungseinrichtung ist gemäss Richtlinien erforderlich. Lassen Sie sich beraten.
  • Seltener bewässern, dafür aber länger. Das lässt die Wurzeln tiefer in den Boden dringen, um an Wasser zu gelangen. Die so entstehende gute Bewurzelung macht die Pflanzen und den Rasen trockenheitsresistenter. Und man spart sehr viel Wasser.
  • Wählen Sie bei Topfpflanzen nicht zu kleine Töpfe. Je mehr Erde der Pflanze zur Verfügung steht, umso mehr Feuchtigkeit kann sie speichern.