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28.03.2025 | Lesezeit: 5min

Lebensmittel retten, Leben bereichern: Die Schweizer Tafel im Sentitreff Luzern

Jede Woche versorgt die Schweizer Tafel den Sentitreff mit überschüssigen, aber einwandfreien Lebensmitteln. Was andernorts im Abfall landet, wird hier zu einer warmen Mahlzeit für alle. Möglich macht das auch die Unterstützung von ewl.

  • Text und Fotos
    Daniel Schriber

Ein Dienstagmorgen im März. Kurz nach 9.30 Uhr hält der Lieferwagen der Schweizer Tafel an der Baselstrasse 21 in Luzern. Kisten voller Brot, Gemüse und Salat werden ausgeladen. Filmon, ein langjähriger Helfer des Mittagstischs im Sentitreff, ist bereits draussen, um die Paletten entgegenzunehmen. Unterstützt wird er von zwei weiteren Freiwilligen. Routiniert stapeln sie die Kisten und bringen sie anschliessend in den Sentitreff, wo Küchenchefin Flavia Stalder die gelieferten Lebensmittel prüft. «Damit lässt sich sehr gut arbeiten», sagt sie.

«Der Sentitreff ist wie eine Familie»

In der kleinen Küche im Innern des Sentitreffs Link öffnet in neuem Fenster. herrscht reges Treiben. Sieben Freiwillige aus unterschiedlichsten Ländern sind im Einsatz. Es wird geschnitten, gehackt, gerührt. Flavia Stalder gibt Anweisungen, beantwortet Fragen, rührt auch selber den Kochlöffel. «Wir wissen nie genau, was wir bekommen», erklärt sie. «Das macht unsere Arbeit aber umso kreativer.» Neben den gespendeten Zutaten besorgt sie jeweils auch noch fehlende Lebensmittel selbst – so wie heute die Kirschtomaten und Äpfel.

Das Menü nimmt Form an: Eine würzige Erbsenminzsuppe als Vorspeise, gefolgt von Spinatstrudel mit Tomatensauce und Planted Balls – einer pflanzlichen Alternative zu Fleischbällchen. Zum Dessert gibt es Apfelcrumble mit Vanilleglacé. «Wir achten darauf, dass möglichst nichts verschwendet wird», sagt Flavia Stalder. Währenddessen füllt Filmon eine Schüssel mit geschnittenem Spinat. Er ist seit sieben Jahren hier und ein fester Bestandteil des Teams. «Der Sentitreff ist für mich wie eine Familie», sagt er. «Ich begegne grossen Hürden beim Einstieg ins Berufsleben, doch im Sentitreff habe ich eine ehrenamtliche Aufgabe, die mir Halt gibt.»

Ein Ort für alle

Gegen viertel vor zwölf sind die letzten Vorbereitungen abgeschlossen. Die Tische sind gedeckt, das Essen bereit. Dann geht die Tür auf – die ersten Gäste strömen herein. Innerhalb weniger Minuten füllt sich der Raum. Gespräche entstehen, Teller werden gefüllt, Suppen gelöffelt. «Unser Mittagstisch lebt von Vielfalt», sagt Raphael Meyer, Betriebsleiter des Sentitreffs. «Hier kommen Menschen aus allen Lebenslagen zusammen.»

Ein Gast, der fast immer dabei ist, ist Rolf T. Spörri. Der 78-Jährige kommt jeden Dienstag und Donnerstag mit dem Velo vom Dreilindenquartier herunter ins BaBel-Quartier. «Ich bin zu faul zum Kochen», sagt er mit einem Augenzwinkern. Aber eigentlich ist es die Geselligkeit, die ihn immer wieder in den Sentitreff zieht. «Ich schätze die Gespräche, die Atmosphäre – und natürlich das Essen.»

Nichts wird verschwendet

Neben dem sozialen Aspekt spielt auch der Nachhaltigkeitsgedanke eine grosse Rolle. Die Schweizer Tafel beliefert den Sentitreff zweimal wöchentlich mit einwandfreien, aber überschüssigen Lebensmitteln, die zuvor im Detailhandel, bei Grossverteilern und in der Industrie eingesammelt wurden. «Ohne diese Unterstützung könnten wir den Mittagstisch nicht in dieser Form anbieten», erklärt Raphael Meyer. Nach dem Mittagessen werden die übrig gebliebenen Lebensmittel unter den Helferinnen und Helfern aufgeteilt, von denen einige auch selber in prekären finanziellen Verhältnissen leben.

Das Menü am Mittagstisch kostet 10 Franken – inklusive Suppe, Hauptgang, Dessert, Kaffee und Wasser. Menschen mit einer KulturLegi Link öffnet in neuem Fenster. zahlen nur die Hälfte. «Die Zusammenarbeit mit der Schweizer Tafel ist für uns unglaublich wertvoll», sagt Raphael Meyer. «Dank der Organisation können wir gesunde, nahrhafte Mahlzeiten zu einem erschwinglichen Preis anbieten – und gleichzeitig Lebensmittel retten, die sonst vielleicht im Abfall landen würden.» Die Zahlen sprechen für sich: Die Schweizer Tafel rettet jährlich rund 8’000 Tonnen Lebensmittel und verteilt sie an über 500 soziale Institutionen in der Schweiz.

Mehr als nur ein Mittagessen

Nachdem die letzten Bissen Apfelcrumble genossen und die letzten Teller abgeräumt sind, ist die Stimmung in der Küche gelöst. Die Helferinnen und Helfer unterhalten sich, lachen, gönnen sich selber einen Kaffee. Für viele von ihnen ist der Sentitreff mehr als nur ein Ort zum Arbeiten. «Ich habe hier Freunde gefunden», sagt Filmon, der junge Eritreer. «Der Treff gibt mir das Gefühl, Teil von etwas zu sein.» Flavia Stalder lächelt. Sie weiss, dass die Menschen hier nicht nur wegen des Essens kommen – sondern wegen der Gemeinschaft. «Hier trifft man sich, hilft sich gegenseitig, hört zu.» Das ist genauso wichtig wie das, was auf den Tellern landet.

Über die Schweizer Tafel

Die Schweizer Tafel sammelt täglich rund 30 Tonnen überschüssige, aber einwandfreie Lebensmittel aus dem Detailhandel, der Industrie und von Grossverteilern. Diese werden kostenlos an über 500 soziale Institutionen wie Obdachlosenheime, Gassenküchen und Notunterkünfte verteilt. Dadurch baut die Organisation eine Brücke zwischen Überfluss und Mangel – und trägt gleichzeitig zur Reduktion von Food Waste und CO₂-Emissionen bei. Jährlich ermöglicht sie über 23,2 Millionen Mahlzeiten für armutsbetroffene Menschen in der Schweiz. Dank der Unterstützung von Unternehmen wie ewl energie wasser luzern kann die Schweizer Tafel ihre wertvolle Arbeit fortsetzen. Nachhaltiges Engagement liegt ewl am Herzen – und dazu gehört auch der Einsatz gegen die Verschwendung von Ressourcen.

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