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02.08.2023 | Aktualisiert am 29.02.2024 | Lesezeit: 5min

Wie Fabio Lehre und Spitzensport vereint

Fabio Küchler absolviert bei ewl eine Lehre als Elektroplaner EFZ. Daneben verbringt er jede freie Minute auf dem Sportplatz. Anfang August vertritt der Spitzenleichtathlet die Schweiz an den U20-Europameisterschaften in Jerusalem. In unserem Beitrag verrät der 19-Jährige, wie er alles unter einen Hut bringt – und welche Ziele er noch erreichen möchte.

  • Text Daniel Schriber
  • Fotos Pascal Berger
  • Video Pascal Berger

Ein freundlicher Samstagmorgen im Juli. Fabio Küchler schlendert entspannt auf den Sportplatz Chärnsmatt in Rothenburg. Der 19-Jährige begrüsst seine Trainerin Andrea Thali und beginnt sogleich, einige Aufwärmrunden zu drehen. Während Fabio anschliessend Stretchingübungen absolviert, stellt seine Trainerin Hürden für die folgende Technikeinheit auf. Nebst dem Hürdentraining stehen für den Mehrkämpfer des Turn- und Sportvereins Rothenburg an diesem Morgen auch noch eine Hochsprung- und eine Kugelstosseinheit auf dem Programm.

Was auffällt: Fabio und seine Trainerin brauchen nicht viele Worte, um sich zu verständigen. «Viele Bewegungen und Abläufe wiederholen wir im Laufe einer Saison hundert- und tausendfach», sagt die J+S-Expertin. Wenn Andrea Thali mit Fabio spricht, dann geht es zumeist um technische Details, die für aussenstehende Betrachter nicht zu erkennen sind. Was er zudem schon gar nicht braucht, sind Motivationssprüche. «Fabio ist ausserordentlich diszipliniert», betont seine Trainerin. Und auch der 1.91 Meter grosse Athlet sagt: «Ich würde mich als sehr zielstrebig und ehrgeizig bezeichnen.»

Nach dem ersten Titel hat es ihn gepackt

Die Freude am Sport entdeckte Fabio schon früh. Als Bub besuchte er die Jugendriege des TSV Rothenburg. Später probierte er weitere Sportarten – Tennis, Schwimmen und Fussball aus. «Irgendwann hat mich Urs Meyer, Technischer Leiter des TSV Rothenburg, angefragt, ob ich es nicht einmal mit Hürdenlauf versuchen möchte.» Dank langen Beinen, koordinativem Geschick und athletischem Potenzial fand Fabio rasch Gefallen an der Disziplin. Doch nicht nur daran: «Je mehr ich auf dem Leichtathletikplatz stand, desto mehr interessierte ich mich für die verschiedenen Disziplinen des Mehrkampfs.» Als Fabio 2019 seinen ersten U16-Schweizermeistertitel im Hürdenlauf gewann, war es um ihn geschehen: «An diesem Tag realisiert ich, dass ich es im Sport weit bringen kann.» Fortan verbrachte Fabio – häufig zusammen mit seinem Zwillingsbruder – fast jede freie Minute auf dem Sportplatz.

ewl ermöglicht es mir, meine Lehre und den Spitzensport ideal zu verbinden.
Fabio Küchler
Lernender Elektroplaner EFZ und Spitzensportler

In der Schweiz ist er schon spitze – jetzt folgt die Europameisterschaft

Der Einsatz zahlt sich aus: Fabio gehört sowohl im Hürdenlauf als auch im Mehrkampf zur Landesspitze. In den vergangenen Jahren gewann er sechs Schweizermeistertitel, hinzu kamen viele weitere Podestplätze. «Eines meiner grössten Ziele ist, irgendwann bei Olympia zu starten und international ganz vorne mitzumischen.» So weit ist Fabio noch nicht – aber die Richtung stimmt. Als nächster Höhepunkt seiner Karriere darf sich Fabio vom 7. bis 10. August 2023 an den Leichtathletik-Europameisterschaften mit den besten Hürdenläufern des Kontinents messen.

Zielstrebig und engagiert ist Fabio nicht nur auf dem Sportplatz oder im Kraftraum, sondern auch im «normalen» Leben. Der Rothenburger absolviert sein 3. Lehrjahr als Elektroplaner EFZ bei ewl. Tagsüber berechnet, plant und zeichnet Fabio Pläne und Schemata für Stark- und Schwachstromanlagen. «Was mir an meinem Job besonders gefällt, ist die Vielseitigkeit», sagt Fabio.

Im Sport lernt man, Ziele zu setzen – und diese zu erreichen. Diese Fähigkeit braucht es auch im Berufsleben.
Fabio Küchler
Lernender Elektroplaner EFZ und Spitzensportler

Er profitiert von flexiblen Arbeitszeiten

Die spannenden und abwechslungsreichen Aufgaben sind aber nicht das Einzige, was Fabio an seinem Lehrbetrieb schätzt. «ewl ermöglicht es mir, meine Lehre und den Spitzensport ideal zu verbinden.» Als Beispiel nennt Fabio die Möglichkeit, seine Arbeitszeit flexibel einzuteilen. «Manchmal trainiere ich über den Mittag, dafür bleibe ich abends etwas länger.» Diese Flexibilität ist für Fabio eine Notwendigkeit. «Wir möchten Fabio bestmöglich entgegenkommen, damit er Beruf und Leistungssport unter einen Hut bringen kann», so Erika Bättig, Verantwortliche für die Berufsbildung bei ewl.

Klar ist auch, dass bei sechs Trainings pro Woche, regelmässigen Wettkämpfen, Lehre und Berufsschule nicht mehr viel Zeit für anderes bleibt. «Andere Hobbys haben aktuell keinen Platz», bestätigt Fabio. Sein Schulterzucken lässt erahnen, dass er das nicht weiter tragisch findet. Ausgang zum Beispiel habe ihm noch nie besonders zugesagt, Alkohol trinkt er keinen. Aktuell verzichtet er sogar auf Süssigkeiten, um sich optimal auf die bevorstehende EM vorbereiten zu können. Trotzdem sagt er: «Ich vermisse nichts. Im Gegenteil: Ich finde, ich habe ein richtig cooles Leben.»

Wer sich mit Fabio Küchler unterhält, ihn beim Training beobachtet oder am Arbeitsplatz besucht, der kommt zum Schluss: Dieser junge Mann weiss genau, was er will. Fabio ist zudem überzeugt, dass er auch im Beruf von seinen Erfahrungen als Spitzensportler profitieren kann. «Im Sport lernt man, Ziele zu setzen – und diese zu erreichen. Diese Fähigkeit braucht es auch im Berufsleben.» Und obwohl er schon viel erreicht hat, ist der Rothenburger noch lange nicht am Ziel angelangt. Das sieht er gleich: «Ich habe das Gefühl, dass ich in Zukunft noch Grosses erreichen kann.» Dieses Gefühl haben wir auch.

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