06.06.2023

Seit 25 Jahren ökologisch heizen dank Abwärme

Rund 144 Millionen Franken stecken im 51 Kilometer langen Fernwärmenetz der Region Luzern. Die Fernwärme Luzern AG blickt auf ihre 25-jährige Erfolgsgeschichte zurück – und plant die Zukunft. Denn die Nachfrage an Fernwärme steigt massiv.

 

Sie feiert dieses Jahr ihren 25. Geburtstag und hat eine bessere Ausgangslage denn je: Die Fernwärme Luzern AG, ein Zusammenschluss von ewl energie wasser luzern, dem Gemeindeverband REAL Recycling Entsorgung Abwasser Luzern und den Gemeinden Emmen, Buchrain, Ebikon und Root. Diese Partner stellen gemeinsam die ökologische Wärmeversorgung der Region Luzern mit Fernwärme sicher. «Nach ihrer Gründung musste die Fernwärme Luzern AG noch stark gegen Gas und Öl ankämpfen», sagt Verwaltungsratspräsident Patrik Rust. Mit den heutigen Zielen der Klima- und Energiestrategie sowie den wesentlich höheren Preisen für fossile Brennstoffe sei Fernwärme aber sehr gefragt, sagt Rust, der auch Vorsitzender der Geschäftsleitung von ewl ist.

Neue Quellen für Fernwärme

Seit einiger Zeit verfolgt die AG eine klare Ausbaustrategie. Aktuell stammt der grösste Teil der genutzten Abwärme von der Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) Renergia, die übrige Abwärme liefert das Walzwerk der Steeltec. «Diese Quellen werden aber künftig den Bedarf nicht mehr abdecken können», weiss Rust. Darum würden weitere Optionen in Betracht gezogen. Dies können einerseits Holzheizkraftwerke, Tiefen-Geothermie sowie weitere industrielle Abwärme sein.

Deshalb arbeitet die Fernwärme Luzern AG derzeit an einer strategischen Langfristplanung. Diese hat einerseits zum Ziel, in den bestehenden Gebieten weiterzuwachsen. Andererseits will die Fernwärme Luzern AG im ganzen Raum Luzern eine zentrale Rolle spielen. Rund um Luzern sollen die Netze weiter stark ausgebaut und verdichtet werden.

Insgesamt investierte die Fernwärme Luzern AG bis heute rund 144 Millionen Franken in den Bau des Fernwärme-Netzes sowie in die Wärmezentralen.

Mehrere Partner, ein gemeinsames Ziel

Das Luzerner Kantonsspital bezog bereits seit den 70er-Jahren Fernwärme von der damaligen KVA Ibach. Im Mai 1998 wurde die heutige Fernwärme Luzern AG unter dem Namen Fernwärme Emmen AG gegründet, von der Gemeinde Emmen, dem Gemeindeverband für Kehrrichtbeseitigung Region Luzern – heute REAL –, dem Kanton Luzern und Manor. Ein Jahr später schlossen als erste Kunden unter anderen das Emmen Center und der Werkhof der Stadt Luzern über ein neues Netz an die KVA Ibach an. Weitere folgten, bis mit der Stilllegung der KVA in Ibach eine wesentliche Energiequelle versiegte.

Dies war der Grund, weshalb 2012 die ewl Energie Wasser Luzern Holding AG mit 55 Prozent die Aktienmehrheit übernahm. Mit ewl als Energiedienstleisterin im Raum Luzern bot sich die Grundlage, den Ausbau über Emmen hinaus zu planen und den Netzbau zur neuen Kehrrichtverbrennungsanlage in Perlen anzugehen. 2014 entschieden sich die Rontaler Gemeinden Ebikon, Buchrain und Root als Minderaktionäre miteinzusteigen und die Fernwärme Emmen AG änderte den Namen zu Fernwärme Luzern AG. Diese öffentlich-private Partnerschaft, anstelle eines klassischen Kunden-Lieferanten-Verhältnisses, vereinfache vieles, ist sich Patrik Rust sicher. «Trotz ihrer unterschiedlichen Rollen haben alle Partner das gemeinsame Ziel: Die regionale Versorgung mit ökologischer Wärme. Und für dieses Ziel leistet jeder einen entscheidenden Beitrag.»

Eine Erfolgsgeschichte

Dieser Zusammenschluss von Gemeinden, REAL und ewl erwies sich als Erfolgsgeschichte: 2014 startete der Bau zum neuen Fernwärmenetz ins Rontal. Erschlossen wurden im Weiteren auch Buchrain und Ebikon, wo seit 2016 neben der Schindler Aufzüge AG und der Mall of Switzerland zahlreiche weitere Kunden mit Wärme versorgt werden. Dank dem Bau einer Transportleitung von der KVA Renergia nach Emmen und der 2018 eröffneten Wärmezentrale Emmen Luzern profitierte bald auch der Raum Emmen von der Abwärme der Renergia. Als weitere Abwärmequelle kam das Walzwerk der Steeltec hinzu. Es folgte die Erschliessung des Luzerner Stadtteils Littau. In den letzten Jahren hat die Fernwärme Luzern AG ihre Netze verdichtet und ausgebaut. Mit der Inbetriebnahme der Wärmezentrale Emmen-Dorf im vergangenen Jahr erreichte die Fernwärme Luzern AG einen weiteren Meilenstein im Fernwärmeausbau in der Region Luzern. Diese Wärmezentrale versorgt die Armasuisse sowie künftig die RUAG und Teile von Emmen Dorf.

 

Zahlen und Fakten
Heute erstreckt sich das Leitungsnetz über 51 Kilometer, das entspricht einer Strecke von Luzern nach Zürich. Der Wärmeabsatz betrug 2022 85 Gigawattstunden, was einem Wärmebedarf von rund 8’500 Vierpersonenhaushalten entspricht. Dadurch konnten 2022 in der Region 16'724 Tonnen CO2 oder 6.3 Millionen Liter Heizöl eingespart werden. Dies entspricht trotz des milden Winters einer Steigerung um 6 Prozent gegenüber dem Jahr 2021.

Was ist Fernwärme?
Eine Fernwärmeversorgung funktioniert wie eine riesige Zentralheizung. Statt in jedem Gebäude einzeln, wird für eine ganze Region die Wärme zentral erzeugt. Häufig wird Abwärme, zum Beispiel aus der Verbrennung von Abfall oder von industriellen Prozessen, verwendet. Weitere Informationen dazu gibt es in diesem Video.